Beinahe jeder Mann kann kurzzeitig unter Erektionsstörungen leiden. Fast immer steht das in Verbindung mit bestimmten und spezifischen Lebenssituationen, Problem oder Stresssituationen. Für gewöhnlich verschwinden diese Probleme von selbst, wenn sich die Situation aufgelöst oder verändert hat. Im Allgemeinen müssen Sie deshalb keinen Arzt aufsuchen.
Wenn Sie für mehr als sechs Monate unter einer Erektionsschwäche (Erektile Dysfunktion (ED)) leiden, sollten Sie professionelle Hilfe suchen. Ihr Arzt kann Ihnen durch körperliche und psychische Tests helfen, die Ursachen zu finden. Sie erfahren mehr darüber im Kapitel Diagnostik der ED.
Eine ED kann Ihre Lebensqualität negativ beeinflussen. Die Lebensqualität umfasst sowohl die körperliche als auch die psychische Gesundheit. Es ist wichtig, sich nicht nur gesund zu fühlen, sondern auch frei von der psychischen Belastung, mit einer ED zu leben. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass verschiedene Menschen die gleichen Symptome unterschiedlich erleben. Deshalb sind Ihre persönliche Erfahrung und Ihre Lebensqualität nicht zu unterschätzen: Sie sind genauso wichtig, wie diagnostische Tests und Behandlungsergebnisse.
Persönliche Beziehungen und Sexualität
Eine intime Beziehung zwischen zwei Menschen ist komplex und beinhaltet viele Aspekte. Die ED kann Ihr Verhältnis zu sich selbst und zu Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner beeinträchtigen oder verändern. Sie kann Ihnen peinlich sein und Sie können sich schuldig fühlen, was es schwierig macht, mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner über dieses Thema zu sprechen. Eine ED könnte direkte Auswirkungen auf eine feste Beziehung haben.
Eine ED kann Ihr Sexualleben beeinträchtigen. Es ist schwierig, sich attraktiv und selbstbewusst zu fühlen oder mit der Partnerin/dem Partner intim zu werden, wenn Sie sich nicht in der Lage fühlen, ihm oder ihr Lust zu bereiten. Dies kann auch Einfluss auf Vertrauen, Intimität und Nähe haben. Ihre Intimität wie auch Ihr alltäglicher Umgang können davon betroffen sein.
Sie können sich emotional wie körperlich zunehmend abweisend verhalten, aus Angst, kein befriedigendes Sexualleben haben zu können. Auch wenn dieses Verhalten ein Zeichen von Frustration und Scham sein kann, könnte Ihre Partnerin/Ihr Partner den Eindruck gewinnen, Sie verlören das Interesse an ihr oder ihm. Dies kann ihre Selbstachtung und ihr Gefühl, attraktiv zu sein, negativ beeinflussen.
Diese Veränderungen können sehr schwer zu akzeptieren sein, da für die meisten Männer Sexualität und Erektion zeitlebens wichtig bleiben. Sie können sogar mit Verleugnung des Problems reagieren oder unter Depressionen leiden. Aus diesem Grund sollten die Auswirkungen einer ED auf Ihre Lebensqualität nicht unterschätzt werden.
Viele Männer halten es für unangebracht zuzugeben, dass Sie Aufmerksamkeit oder auch nur eine Umarmung brauchen. Es ist wichtig, dieses Thema mit Ihrer Partnerin/Ihrem Partner anzusprechen. Das kann einer emotionalen und körperlichen Distanz vorbeugen und Ihnen den Zuspruch und die emotionale Unterstützung verschaffen, die Sie benötigen.
Ihre Partnerin/Ihr Partner kann ihre oder seine eigene Attraktivität und sexuelle Anziehungskraft mit der Fähigkeit in Verbindung bringen, Sie sexuell zu erregen. Sie oder er kann sich verletzt oder abgewiesen fühlen, und Untreue oder Vernachlässigung fürchten. Diese Gefühle können sich verschlimmern, je öfter die ED Sie von einer erfüllenden sexuellen Aktivität abhält. Während die Therapie zur Heilung der ED den körperlichen Aspekt löst, können die psychologischen Konsequenzen für Sie und Ihre Partnerin/Ihren Partner genauso behandlungsbedürftig sein. Es könnte helfen, einen Psychotherapeuten aufzusuchen.
Ihre Partnerin/Ihr Partner kann unter der Situation leiden, ohne viel darüber zu sagen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie offen über den besten Weg sprechen, mit dieser Erkrankung umzugehen.
Eine ED beeinträchtigt nicht nur das Sexualleben von Männern in einer festen Beziehung. Singlemänner mit einer ED meiden Verabredungen oft aus diesem Grund.
Es kann Ihnen unangenehm sein, Ihr Sexualleben mit einem Urologen oder einem Sexualtherapeuten zu besprechen, aber es ist der effektivste Weg, mit Ihren Sorgen umzugehen. Gemeinsam mit Ihrem Arzt können Sie herausfinden, was in Ihrem Sexualleben wichtig ist und die beste Therapie auswählen, um ein befriedigendes Sexualleben zu haben. Wenn Sie eine Partnerin/einen Partner haben, ist es wichtig, sie in diese Gespräche einzubeziehen.