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Manchmal reichen die vom Arzt verschriebenen Medikamente nicht aus, um Ihre Symptome zu lindern. In diesen Fällen stehen andere Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Zusammen mit Ihrem Arzt können Sie entscheiden, welcher Ansatz für Sie der beste ist.

Dieses Kapitel enthält allgemeine Informationen über die Reservetherapie von Symptomen der überaktiven Blase und die Voraussetzungen können in verschiedenen Ländern unterschiedlich sein.

Gebräuchliche Therapieoptionen für Symptome der überaktiven Blase:

  • Injektion von Botulinumtoxin in die Harnblase
  • Nervenstimulation, auch als Neuromodulation bezeichnet
  • Chirurgie zur Vergrößerung des Blasenvolumen

Botulinumtoxin

Das vor allem unter dem Markennamen Botox® bekannte Botulinumtoxin wird häufig in der Ästhetischen Chirurgie verwendet. Bei Symptomen einer überaktiven Blase wird das Nervengift in die Wand der Harnblase gespritzt, um die Aktivität der für die Symptome verantwortlichen Nerven zu reduzieren. Diese Therapie kann den Harndrang und die Häufigkeit des Wasserlassens verringern und eine Dranginkontinenz lindern.

Botulinumtoxin-Injektionen werden in der Regel in örtlicher Betäubung durchgeführt. Manchmal werden andere Betäubungsverfahren eingesetzt. Der Arzt verwendet eine Art Endoskop, das sogenannte Zystoskop, um durch Ihre Harnröhre in Ihre Harnblase zu gelangen. Das Zystoskop verfügt über eine kleine Kamera, die ein hochauflösendes Bild Ihrer Harnblase auf einem Videomonitor zeigt. Der Arzt spritzt eine geringe Dosis Botulinumtoxin in verschiedene Bereiche Ihrer Blasenwand (Abb. 1).

Abb. 1: Botulinumtoxin wird in die Blasenwand gespritzt.
Abb. 1: Botulinumtoxin wird in die Blasenwand gespritzt.

Nervenstimulation

Die Nervenstimulation, auch als Neuromodulation bekannt, ist eine Behandlung, die elektrische Signale nutzt, um die Sakralnerven zu stimulieren, die Harnblase kontrollieren. Es gibt zwei Arten von Nervenstimulation:

  • Die tibiale Nervenstimulation verwendet eine Nadelelektrode in Höhe des Knöchels (Abb. 2).
  • Bei der sakralen Nervenstimulation wird ein Schrittmacher in Ihren unteren Rücken eingepflanzt (Abb. 3).

Tibiale Nervenstimulation

Bei der tibialen Nervenstimulation leitet Ihr Arzt elektrischen Strom über eine Nadelelektrode in Ihren Knöchelbereich. Die Nadel sticht durch die Haut und stimuliert den Schienbeinnerv (Tibianerv), der vom inneren Knöchel das Bein entlang bis hinauf zu den Kreuzbeinnerven verläuft (Abb. 2).

Ein Behandlungszyklus zur tibialen Nervenstimulation umfasst im Allgemeinen zwölf Sitzungen. Die Therapiesitzungen finden einmal pro Woche in einer Klinik statt und dauern für gewöhnlich 30 Minuten. Der Effekt lässt mit der Zeit nach und Sie werden wahrscheinlich weitere Behandlungszyklen benötigen.

Sakralnervenstimulation

Die Sakralnervenstimulation wird in zwei Stufen durchgeführt. Zunächst sticht der Arzt eine Elektrode durch die Haut und testet, ob Ihre Symptome der überaktiven Blase auf die Nervenstimulation reagiert. Ist das der Fall, wird Ihnen in einem chirurgischen Eingriff ein programmierbarer Schrittmacher über dem Beckenboden eingepflanzt. Die Elektrode verbindet den Impulsgenerator mit dem Stimulationsbereich der Sakralnerven (Abb. 3). Nach der Operation können Sie den Schrittmacher über ein Gerät außerhalb des Körpers steuern. Das Gerät kontrolliert die elektrische Stimulation der Nerven, die die Harnblase erreichen. Durch Veränderung der Nervenstimulation können Sie die Überaktivität Ihrer Harnblase reduzieren. Die Sakralnervenstimulation kann Ihre Symptome sehr gut lindern.

Nach der Operation gibt es ein Infektionsrisiko und Sie können Schmerzen im Bereich der Implantation spüren. Im Laufe der Zeit können Schrittmacher oder Elektrode im Körper wandern und Beschwerden verursachen. Es kann auch zu einem Versagen der Schrittmacherbatterie kommen. Wenn Ihnen das passiert, werden Sie einen neuen Eingriff benötigen, um die Batterie zu erneuern. Besprechen Sie alle Bedenken, die Sie wegen dieser Risiken haben, mit Ihrem Arzt.

Abb. 2: Tibiale Nervenstimulation.
Abb. 2: Tibiale Nervenstimulation.
Abb. 3: Sakralnervenstimulation.
Abb. 3: Sakralnervenstimulation.

Harnblasenchirurgie

Falls sich Ihre Symptom durch die Medikamente oder andere Behandlungen nicht gebessert haben, könnte eine Operation Ihrer Harnblase erforderlich sein. Ziel des Eingriffs ist, die Kapazität der Blase zu vergrößern. Das wird den Druck in der sich füllenden Blase verringern, so dass sie mehr Urin halten kann.

Der Arzt setzt einen Schnitt in Ihrem Unterbauch und benutzt ein Stück Ihres Darms, um die Harnblase zu vergrößern. Diese Prozedur wird Blasenaugmentation oder Clam-Zystoplastik genannt und heutzutage selten durchgeführt (Abb. 4). Wird Ihnen diese Operation empfohlen, sollten Sie deren Folgen und Nebenwirkungen mit Ihrem Arzt besprechen, denn diese können gravierend sein.

Abb. 4: Harnblasenoperation zur Vergrößerung der Blasenkapazität.
Abb. 4: Harnblasenoperation zur Vergrößerung der Blasenkapazität.