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Die Standardtherapie bei muskelinvasivem Blasenkrebs ist die chirurgische Entfernung der Harnblase.
Ihr Arzt hat mehrere Gründe, Ihnen die Entfernung der gesamten Blase zu empfehlen:
- Befund eines muskelinvasiven Tumors
- Befund eines aggressiv wachsenden Tumors (high grade), der mehrere Areale betrifft (multifokal), oder der zwar auf die Oberfläche beschränkt, aber nach einer Chemo- oder Immuntherapie erneut aufgetreten ist
Therapieversagen oder Wiederauftreten eines Tumors nach einer organerhaltenden Therapie der Blase (kombinierte Chemo- und Strahlentherapie) oder Auftreten schwerer Nebenwirkungen - Symptome wie Blutungen oder Schmerzen bei Patienten mit unheilbarer Erkrankung
Um Ihr individuelles Risiko zu errechnen und zu bewerten, das mit der Entfernung der Blase einhergeht, konsultieren Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt ein fachübergreifendes Team (z.B. Urologen, Chirurgen, Anästhesisten, Krankenpfleger, Allgemeinmediziner, Kardiologen).
Wichtig sind auch Faktoren wie Ihr biologisches Alter (die altersabhängige Leistungsfähigkeit Ihres Körpers, gemessen als Leistungsstatus oder Lebenserwartung) sowie andere Erkrankungen, an denen Sie leiden (Diabetes, Herzkrankheiten, Bluthochdruck). Patienten im Alter von 80 Jahren oder mehr fällt es schwerer, sich von einer solchen Operation zu erholen. Ärzte verwenden spezielle Bewertungstabellen, um das Risiko der Patienten einzuschätzen, die sich dieser belastenden Operation unterziehen.
Frühere Bauchoperationen oder Strahlentherapien machen das Operieren schwieriger, sind aber selten ein Grund, nicht zu operieren. Übergewicht hat keinen Einfluss auf das Überleben nach der Operation, ist aber mit einem erhöhten Risiko für Wundheilungsstörungen verbunden.
Bei der Entfernung der Harnblase werden die Blase selbst, die Enden der Harnleiter und die Lymphknoten im Beckenbereich entfernt. Abhängig von Faktoren wie dem Sitz des Tumors und der Methode der künstlichen Harnableitung, werden auch Teile der umgebenden geschlechtsspezifischen Organe (Prostata und Samenblasen bei Männern/gesamte Harnröhre samt Teilen der Vagina und Gebärmutter bei Frauen) entfernt. Männer sollten sich darüber bewusst sein, dass in den entfernten Prostatadrüsen gelegentlich ein Prostatakrebs gefunden wird, der im Allgemeinen aber keinen Einfluss auf das Langzeitüberleben oder die weitere Behandlung hat.
Wie wird die Blasenentfernung durchgeführt?
Die Entfernung der Harnblase wird durch einen offenen Bauchschnitt in Vollnarkose (Kombination von intravenösen Medikamenten und inhalierten Gasen – Sie „verschlafen“ die Operation) durchgeführt. Dabei werden die Blase, die Enden der Harnleiter, die Lymphknoten im Beckenbereich und Teile der anhängenden geschlechtsspezifischen Organe entnommen. Im Anschluss muss ein anderer Weg zur Speicherung und Entleerung des Urins geschaffen werden (künstliche Harnableitung).
Das Standardverfahren ist gegenwärtig die offene Operation. In Zentren, die eine hohe Zahl von Patienten behandeln und über erfahrene Spezialisten verfügen, kann der Eingriff auch als minimal-invasive Operation (laparoskopisch oder roboterassistiert) durchgeführt werden. Bislang gelten minimal-invasive Operationen zur Entfernung der Blase als experimentell.
Wie bereite ich mich auf den Eingriff vor?
Sie werden am Tag vor der Operation auf der urologischen Station aufgenommen. Ein Arzt wird Sie über den Eingriff aufklären und erläutern, was vor und vor allem nach der Operation passiert.
Teile Ihres Dünndarms werden verwendet, um eine künstliche Harnblase zu formen. Ihr Arzt wird Ihnen genau erklären, wie Sie sich auf den Eingriff vorbereiten.
Vor der Operation wird Sie Ihr Arzt genau informieren, wie Sie sich auf die Narkose vorbereiten müssen. Wenn Sie Medikamente einnehmen, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt. Möglicherweise müssen Sie die Einnahme der Medikamente einige Tage vor dem Eingriff aussetzen.
Was passiert nach der Operation?
In den ersten Tagen werden Sie engmaschig überwacht. Ihr Arzt wird Sie über das Routinevorgehen nach der Operation genau informieren.
Während Ihres Krankenhausaufenthaltes werden Sie lernen, mit ihrem Urostoma oder Ihrer Neoblase umzugehen. Sobald Sie die Verwendung und Entleerung des Urostomas oder der internen Speicherblase beherrschen, wird der Zeitpunkt Ihrer Entlassung festgelegt.
Chemotherapie vor der Blasenentfernung
Eine Chemotherapie wird vor der Entfernung der Harnblase durchgeführt, um den Tumor möglichst zu verkleinern und Krebszellen zu vernichten, die bereits in die Blutbahn oder die Lymphknoten gelangt sind.
Die Chemotherapie vor der Operation (neoadjuvante Chemotherapie) kann Patienten mit einem muskelinvasiven Blasenkrebs empfohlen werden. Sie ist auch erforderlich, wenn Tumoren groß (>3 cm) sind oder wenn es Anzeichen gibt, dass der Krebs sich auf die Lymphknoten ausgebreitet hat (metastasierende Erkrankung) und die Behandlung der Krankheit das Ziel ist. Die Entscheidung zur Verabreichung einer Chemotherapie wird von einem fachübergreifenden Team gefällt, zu dem ein Onkologe, ein Urologe und ein Radiologe gehören.
Eine ausreichende Nierenfunktion ist erforderlich. Mögliche Nebenwirkungen werden im Allgemeinen von einem Onkologen überwacht und behandelt.
Ein gutes Ansprechen auf die Chemotherapie verbessert die Überlebenswahrscheinlichkeit, ändert aber nichts an der Notwendigkeit der Operation. Auch wenn eine neoadjuvante Chemotherapie derzeit empfohlen wird, können die Ärzte im Vorfeld nicht erkennen, wer vor der Entfernung der Blase eindeutig von einer Chemotherapie profitieren wird.
Chemotherapie nach der Entfernung der Harnblase
Wenn ein Tumor über drei Zentimeter groß ist, nicht vollständig entfernt werden konnte, oder wenn sich der Krebs laut Urteil des Pathologen auf die Lymphknoten ausgebreitet hat, ist eine Chemotherapie nach der Entfernung der Blase eine Behandlungsoption. Ein Krebs, der sich auf die Lymphknoten ausgebreitet hat, deutet auf eine systemische Erkrankung hin, die in bestimmten Fällen eine systemische Behandlung mit Chemotherapie erfordert.